Zugegeben: So bequem, wie das Tagesgeld bei einer deutschen ING-DiBa oder einer niederländischen MoneYou funktioniert, ist es bei der lettischen PrivatBank nicht. Der Geldanleger benötigt etwas mehr Geduld und Rücksichtnahme auf technische Prozesse.
Wer gewillt ist, diese Hürden zu nehmen, wird mit einem beachtlichen Zinsaufschlag gegenüber anderen Tagesgeldbanken belohnt.
Details können hier nachgelesen werden: https://privatbankdirect.eu/geldanlage/tagesgeldkonto/flow.
Beim Kontoantrag werden ungewöhnlich viele Daten beispielsweise auch zum Beruf abgefragt. Aus deutscher Sicht und mit unserem Verständnis von Datensparsamkeit ist das nicht immer nachvollziehbar. Es handelt sich wohl um bankrechtliche Vorschriften in Lettland, die Ursache für die vielen Datenfelder sind.
Das Online-Banking-Portal ist umfangreich und in mehreren Sprachen verfügbar. Nach dem Einloggen muss man selbstständig die Sprache umstellen. Das ist intuitiv und leicht machbar. Für das Kennenlernen der vielseitigen Online-Funkionen sollte man ein paar Minuten einplanen.
Der Kundensupport sitzt in Riga, der Hauptstadt von Lettland. Die Mitarbeiter sprechen Deutsch, haben Deutsch jedoch als Fremdsprache gelernt. Bei einfachen bis mittelkomplizierten Angelegenheiten klappt es ganz hervorragend.
Bei harten Problemfällen scheint der Kundenservice zuweilen sprachlich, aber auch kulturell etwas überfordert zu sein. Weltweit gesehen arbeiten deutsche und niederländische Direktbanken auf einem extrem hohen professionellen und ausgereiften Niveau. Hier muss man der PrivatBank vielleicht noch etwas Zeit geben.
Die PrivatBank ist über eine gebührenfreie 0800er-Nummer erreichbar. Das ist sehr vorbildlich. Allerdings bricht in einigen Fällen die Telefonverbindung schon beim Anwählen ab oder es dauert bis zu 10 Sekunden bis die Telefonverbindung aufgebaut ist.
Das liegt daran, dass die PrivatBank ein Internet-Telefoniesystem nutzt. Dieses ist zwar kostengünstig, jedoch nicht so stabil wie übliche Telefonverbindungen.
Sollte die Telefonverbindung beim Gesprächsaufbau abbrechen, drückt man einfach die Wahlwiederholungstaste. Wenn die Verbindung erst einmal steht, bricht zu kaum wieder ab. Alternativ kann man per E-Mail um einen Rückruf (auch auf das Mobilfunknetz) bitten.
Bei diesem Tagesgeldkonto handelt es sich um ein Auslandskonto, da es außerhalb des deutschen Steuergebiets geführt wird. Der Abzug der Abgeltungssteuer + Soli + ggf. Kirchensteuer erfolgt nicht automatisch.
Die Zinseinnahmen werden bei der jährlichen Einkommensteuererklärung mit angegeben.
Lettland besteuert Kapitalerträge automatisch mit 10 %. Damit würde die Rendite auf 2,70 % fallen. Aufgrund des Doppelbesteuerungsabkommens zwischen Deutschland und Lettland stellt die PrivatBank auf Kundenwunsch eine Bescheinigung über den lettischen Steuerabzug aus. Dieser kann laut Bankauskunft beim deutschen Finanzamt mit angerechnet werden, was die Rendite wieder auf 3,0 % steigen lässt.
Freistellungsaufträge gibt es bei dieser Konstellation nicht.
Mit dem Tagesgeldkonto wird automatisch ein vollwertiges Girokonto eingerichtet. Das muss laut PrivatBank sein, damit man seine Anlage selbstständig wieder zurück überweisen kann. Man kann auch auf andere Banken überweisen. Für Überweisungen fallen Gebühren von derzeit 1,50 Euro pro Überweisung an.
Das Girokonto selbst ist für Tagesgeldkunden (bis auf die Überweisungen) kostenlos. Diese Kontoverbindung wird nicht in die Schufa eingetragen.
Beim Online-Kontoantrag wird man aufgefordert ein Foto oder Scan vom Personalausweis oder Reisepass hochzuladen. Am besten kopiert man Vor- und Rückseite des Legitimationsdokuments in eine Bilddatei. So erspart man sich die Rückfrage, wo die zweite Seite bleibe. Es gibt nämlich nur eine Upload-Funktion.
Alternative: Zweite Seite als Kopie dem Kontoantrag und PostIdent beifügen.
Sollte man nach Absenden von Kontoantrag und PostIdent nach 10 Tagen noch keine Post mit den Zugangs- und Kontounterlagen erhalten haben, dann bitte bei der Bank telefonisch melden. Sie geht nicht unbedingt aktiv auf die Antragsteller zu, falls irgendein Dokument fehlt.
Lettland liegt im Nordosten Europas zwischen der Ostsee, Litauen, Weißrussland, Russland und Estland. Der Staat erklärte sich 1918 mit dem Ende des Ersten Weltkriegs unabhängig, gelangte jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjetische Besatzung. Seit 1991 ist Lettland wieder ein eigenständiger Staat. 2004 trat das Land freiwillig der Europäischen Union bei. Es leben gut 2 Millionen Menschen in Lettland.
Einlagen von deutschen Anlegern sind zu 100 % bis zu einer Höhe von 100.000 Euro pro Kunde gesetzlich gesichert. Rechtliche Grundlage dafür sind die beiden EU-Richtlinien 94/19/EG und 2009/14/EG.
Wer tiefer in die Thematik „Einlagensicherung von Banken innerhalb der EU“ einsteigen will, dem empfehlen wir die Artikel:
Die PrivatBank ist eine interessante Bank, die sich im Übrigen auch viel Mühe gibt, insbesondere weil nicht alles so rund läuft, wie man es von deutschen und niederländischen Direktbanken im Tagesgeldbereich gewohnt ist.
Als Kunde erhält man einen absoluten Top-Zins, der sogar mit einer langen Zinsgarantie verknüpft ist. Allerdings muss man ein paar Hürden auf sich nehmen, um das Konto zum Laufen zu bringen.
Man kann die Kontoeröffnung und das Entdecken der Funktionen der Bank als Abenteuer ansehen, muss aber keine Sorgen um die eigene Einlagen haben, da jeder Kunde gesetzlich bis 100.000 Euro abgesichert ist.
Das Tagesgeldkonto der lettischen PrivatBank haben wir in unsere Beobachtungsliste aufgenommen.
Zinsänderungen können unsere Leser über das Servicetool Zinsmelder kostenfrei abonnieren. Über wichtige Neuigkeiten informieren wir in unserem Tagesgeld-Report. Wir haben selbst ein Konto bei der PrivatBank.