Was kann man vom Zündholzkönig lernen?

Der Zündholzkönig Ivar Kreuger

Buchempfehlung: Der Zündholzkönig. ISBN: 389879699X. Weitere Infos bei amazon.de.


Der vermutliche Selbstmord des finanzkräftigsten Europäischen Finanziers im Jahr 1932 löste den größten Finanzskandal seit der Südsee-Blase von 1720 aus.

Das Buch lässt sich mit Spannung lesen und man lernt daraus …

Heute weiß kaum noch jemand etwas über International Match und den von den Medien und Investoren geliebten Ivar Kreuger.
Ivar Kreuger, geboren 1880, war der Sohn eines schwedischen Zündholzfabrikaten, dem es in den 1920er-Jahren gelang, einen weltumspannenden Konzern zu errichten.
International Match, Svenska Tändsticks und Kreuger & Toll waren die bekanntesten Gesellschaften von rund 150 Firmen, mit denen er 60 Prozent des weltweiten Zündholzmarktes kontrollierte.
Darüber hinaus errichteten seine Firmen weltweit bedeutende Bauwerke, waren im Immobilien- und Filmgeschäft tätig, zogen Gewinne aus der Holzindustrie und sogar aus dem Bergbau.

Europa klamm bei Kasse, USA mit Vermögensüberschuss

Die damalige Welt sah finanziell ganz anders aus als heute. Das Europa nach dem ersten Weltkrieg (1914–1918) war wirtschaftlich geschwächt und verschuldet. Großes Vermögen befand sich in den USA.
Kreuger gelang mit Hilfe von neuartigen Finanzprodukten, die er konstruierte, dass Amerikaner Abermillionen Dollar (was heute hohe Milliardensummen wären) in seine Unternehmen investierten. Er verwandte einen Großteil dieses Kapitals, um es Regierungen in Europa zu leihen.

Ivar Kreuger überflügelte J.P. Morgan

Der Umfang dieser Geldgeschäfte wurde so gigantisch, dass er den bisher größten Finanzier von europäischen Staaten, J.P. Morgen (heute die Großbank: JPMorgen Chase & Co. Corporation), überflügelte.

Zündhölzer

Mit Zündhölzern und neuartigen Wertpapieren schuf Ivar Kreuger innerhalb weniger Jahre einen Weltkonzern.

Kredite gegen Monopole

Sein Geschäftsmodell war Kredite gegen Monopole. Bekam ein Staat Geld von ihm, so musste dieser ein Zündholzmonopol einrichten oder ihm zumindest bevorzugte Rahmenbedingungen schaffen.
Im klassischen Fall sah es so aus, dass allen Unternehmen im Staatsgebiet untersagt wurde, Zündhölzer (Streichhölzer, Vorläufer von Feuerzeugen) unlimitiert zu produzieren, zu im- oder exportieren. Nur die Zweckgesellschaft zwischen Kreuger und dem Staat durfte dieses Geschäft im vollen Umfang machen.

Deutschland erließ 1930 das Zündwarenmonopolgesetz.

Da es keine freie Konkurrenz und somit keinen Wettbewerb gab, konnte man sehr gut mit Zündhölzern verdienen. Die Gewinne daraus teilten sich der Staat und Kreugers Unternehmen.

Zu schnelles Wachstum und Kunstgriffe bei der Buchführung

Ivar Kreugers Unternehmen war so stark auf Wachstum ausgelegt und von frischem Anlegerkapital abhängig, dass es nach dem Jahrhundertbörsencrash im Oktober 1929 in schweres finanzielles Fahrwasser gelangte. Vorerst gelang es Kreuger mit Hilfe von buchhalterischen Kunststücken allerdings, seinen Weltkonzern am Leben zu halten, obwohl er eigentlich schon zahlungsunfähig war.
Es handelte sich aus heutiger Sicht nicht um Anlagebetrug oder ein Schneeballsystem, seine Unternehmen machten ein reales und weitgehend nützliches Geschäft. Er hatte in der Spitze 750.000 Angestellte.

Jahrelang zahlte Kreuger eine extrem hohe Dividende von 25 %

Doch dass es irgendwann zum „Knall“ kommen würde, wenn man eine jährliche Dividende von 25 % zahlt, obwohl man maximal 8 % Kreditzinsen von den Staaten verlangt, war durchaus naheliegend, auch wenn es vor dem Knall nicht viele Investoren wissen wollten. Die Geschichte vom Finanzgenie war einfach zu schön, solange die lief …

Stand Jakob Fugger Modell?

Die Idee, Kredite gegen Monopole zu verleihen, war nicht neu. Jakob Fugger, der im Mittelalter den ersten und größten Weltkonzern errichtete, verlieh an den deutschen Kaiser ebenfalls Unsummen gegen das Recht, die Bergwerke und Erzgruben auszubeuten.
Ob Ivar Kreuger die Biografie der Fugger studierte, ist mir nicht bekannt. Doch dass es erfolgsversprechend ist, zu schauen, wie andere Leute zu Erfolg gekommen sind, ist eine Binsenweisheit.

Best practise und Biografien

Viele Unternehmer schauen sich „best practise“ an. Menschen lesen Bio- oder Autobiografien von erfolgreichen Persönlichkeiten. In diesem Sinn kann ich auch „Der Zündholzkönig“ zum Lesen empfehlen.
Falls bei Ihnen noch Interesse an Geschichte hinzukommt und der Erzählstil als angenehm empfunden wird, wird Ihnen das Buch von Frank Partony, herausgegeben von Max Otte, gefallen. Die deutsche Ausgabe erschien Anfang 2013 im Finanzbuch Verlag.
PS: In Deutschland hatte das Zündholzmonopol bis 1983 bestand. Eingefädelt wurde es durch Ivar Kreuger und die Reichsregierung 1929. Das Gesetz entstand 1930 und hatte 53 Jahre Gültigkeit. Das Deutsche Reich sowie später die Bundesrepublik zahlten die Anleihe von 500 Millionen Reichsmark auf Heller und Pfennig zurück.

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