Zinseszins

 

Zinseszins bei der Geldanlage

Immer mehr Münzen symbolisieren den Zinseszins-Effekt
Reicher werden durch den Zinseszins-Effekt – geht das?

von Julian Niedung

In vielen Gesprächen durfte ich bereits auf den Zinseszins-Effekt aufmerksam werden. Motivierte Finanzberater haben es selten versäumt, diesen positiven Nutzen ihres Produktes hervorzuheben. „Sie profitieren daher noch von einem Zinseszins-Effekt“, „Zinsen werden jährlich gutgeschrieben, ein kleiner Zinseszinseffekt ist auch mit dabei“ oder „Sehen Sie doch einmal den wundervollen Effekt des Zinseszins“ waren passende Formulierungen, die mir bei der Präsentation übermittelt wurden.


Was nützt der Zinseszins-Effekt?

Grundsätzlich handelt es sich beim Zinseszins um einen positiven Effekt bei der Entwicklung der Geldanlage, der zumeist bei längeren Anlagezeiträumen als auch höheren Verzinsungen von Gewicht ist.


Mit der Zinsausschüttung erhöht sich der Anlagebetrag

Durch möglichst häufige Ausschüttungen, etwa Zinsen am Quartalsende, erhöht sich der Ursprungsbetrag, auf den für den Folgezeitraum Kapitalerträge berechnet werden.


Anlagen mit häufigen Ausschüttungen sind zu bevorzugen

Volkwagen Bank Logo
Die Volkwagen Bank bietet ein Tages­geld­konto mit monat­licher Zinsgutschrift an.

Das ist auch der Grund, weshalb eine Geldanlage gleichen Risikos und gleicher Rendite dann zu bevorzugen ist, wenn häufigere Ausschüttungen der Erträge stattfinden.

So kann sich, etwa auf einem Tagesgeldkonto, das Anfangskapital, also der neue Kontostand, schneller entwickeln und es werden höhere Kapitalerträge angesammelt. Denn vorher erhaltene Zinserträge zählen nun zum zu verzinsenden Kapital hinzu, so dass bei identischer Verzinsung ein immer höher werdender Zinsertrag entsteht.

Da dadurch Zinserträge auf vorher erzielte Zinsen generiert werden, wird dabei vom Zinseszinseffekt gesprochen.



Beispiel Festgeld

Gewinn durch Zinseszins (Grafische Darstellung)

Verdeutlichen tut das etwa diese Grafik, in der zwei Anlagen miteinander verglichen werden. Es handelt sich dabei um eine Geldanlage in Höhe von 50.000 Euro auf die Laufzeit von 10 Jahren berechnet.

Die dargestellte Verzinsung beläuft sich auf 3 % p.a. Die blaue Kurve stellt die Geldanlage unter jährlicher Ausschüttung dar, die Anlage der roten Kurve besitzt eine endfällige Ausschüttung, Zinsen werden dort am Laufzeitende gutgeschrieben.


Steuerliche Gesichtspunkte können für die Wahl des Zeitpunkts der Zinsausschüttung interessant sein

Inflation
Der Gegenspieler des Zinseszinses ist die Inflation.

Neben steuerlichen Gesichtspunkten, die rote Geldanlage wird auf einmal fällig und kann je nach Verzinsung und Anlagebetrag durchaus einen Freistellungsauftrag übersteigen, lässt sich aus der Darstellung gut erkennen, dass bei blau der Anlagebetrag von Jahr zu Jahr steigt, während er bei rot gleich bleibt. Dadurch hat blau die Möglichkeit, höhere Zinserträge zu erzielen.

Bei der dargestellten Laufzeit von 10 Jahren und einer Verzinsung von 3 % p.a. erhält rot zum Ende einen Betrag von 65.000 Euro vor Steuern zurück.


2.195,82 Euro mehr durch häufige Zinsgutschriften

Blau hingegen darf 67.195,82 Euro vor Steuern verbuchen und konnte somit einen Zinsvorteil gegenüber rot in Höhe von 2.195,82 Euro erzielen, ebenfalls vor Steuern. Dieser Mehrertrag konnte durch die laufende Anpassung des Anfangskapitals erzielt werden. Dadurch konnte blau höhere Beträge vorweisen, die Verzinsung in Höhe von 3 %  p.a. erfuhren. Zum Laufzeitende hat sich diese Variante bezahlt gemacht.



Erdkugeln aus Gold
Die Mächtigkeit des Zinses­zins wird mit der Meta­pher des Josefs­penning deut­lich: 1 Cent zu Christi Geburt an­ge­legt und mit 5 % ver­zinst wäre heute ein Vermögen von mehreren Erdkugeln aus purem Gold

Beim Zinseszins ist die Zeit entscheidend

Wie aus dem vorherigen Beispiel zu erkennen ist, hat der Zinseszins-Effekt durchaus seine Berechtigung in der Finanzmathematik. Auch für die eigene Geldentwicklung spielt er eine nicht ganz unwesentliche Rolle, Geld vermehrt sich schneller.

Das entscheidende Element für diesen Effekt ist jedoch die Zeit. Daher möchte ich auch noch auf eine andere Begebenheit hinweisen. Eine realistische Einschätzung des Zinseszins-Effektes ist insbesondere bei Geldanlagen kürzerer Laufzeiten von Bedeutung.


Allerdings wird beim Tagesgeld der Zinseszins-Effekt oft überschätzt

So werben einige Tagesgeldanbieter auch indirekt damit, indem sie monatliche Zinsgutschriften anpreisen. Das führt jedoch dazu, dass Anleger diesen Effekt häufig überschätzen und sich dadurch für ein schlechteres Anlageprodukt entscheiden.

Wer etwa 10.000 Euro für ein Jahr lang auf einem Tagesgeldkonto parken möchte und die Wahl hat zwischen monatlicher Ausschüttung zu 2,5 % p.a. oder einer jährlichen Ausschüttung bei 2,6 % p.a. wird sich nicht selten für die erstgenannte Variante entscheiden.

Dennoch lässt sich mit der monatlichen Zinsausschüttung ein auch nur unwesentlich höherer Zinssatz nicht schlagen. Das Tagesgeldkonto mit jährlicher Ausschüttung zu 2,6 % p.a. wird zum Laufzeitende immer noch die höhere Rendite vorweisen können.


Der Zinseszinseffekt spielt eine Wirkung bei langen Zeiträumen aus

Daher ist es wichtig, bei derartigen Anlageentscheidungen die Bedeutung des Zinseszins-Effektes realistisch einzuschätzen. Dieser ist bei langen Zeiträumen von immenser Bedeutung, bei Tagesgeldanlagen jedoch nicht selten zu vernachlässigen.

Dennoch sind monatliche Zinsausschüttungen bei ähnlicher Verzinsung natürlich ein Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Zinsangeboten und werden dementsprechend gerne genutzt.



Zusammenfassungen Zinseszins-Effekt bei der Geldanlage

Der Zinseszins-Effekt ist ein angenehmer Aspekt der Geldanlage, kann jedoch Grundlagen eigener Anlageentscheidungen nicht aushebeln.

auf lange Sicht extrem mächtig, kurz­fristig vernachlässigbar

Anleger sollten sich dabei weiterhin ausschließlich für Geldanlagen entscheiden, die sie verstehen und dessen Kosten sie für verhältnismäßig halten. In meinen Gesprächen mit einigen Bankberatern konnte mich daher der Zinseszins-Effekt allein nicht locken. Wie bei Geldanlagen wichtig, braucht es die persönliche Balance zwischen Sicherheit, Flexibilität und Rendite.

Der Zinseszinseffekt sollte dabei meiner Erfahrung nach kein grundsätzliches Entscheidungskriterium darstellen.

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Zinsen gelten als Entschädigung für den vorübergehenden Verzicht des Vermögens. Ebenso ist in ihnen eine Ausfallprämie enthalten. Der moderne Feind des Zinseszins ist die Inflation.