Die Top 5 der Kreditmythen
Oft ist es so, dass Verbraucher rund um Kredite falsche Voraussetzungen vermuten. Das ist verständlich, denn jedem ist wohl mindestens eine Geschichte oder ein Mythos rund um Darlehen und Kreditaufnahmen bekannt.
Nicht selten wird erzählt, dass allein eine einzige Institution darüber entscheidet, ob jemand ein Darlehen erhält oder gnadenlos abgelehnt wird. Auf Fakten beruht diese Annahme nicht, denn sie lässt völlig offen, dass die Bonität nicht von einer Institution, sondern von jedem selbst bestimmt wird. Dispositionskredit wird gerne als die perfekte Wahl bezeichnet.
Wahrheiten und Legenden
Auf welcher Seite der Medaille liegt die Wahrheit und welche Legenden sind vielleicht nicht aus der Luft gegriffen, sondern dem Kaffeesatz entnommen? Wir fühlen den fünf größten Mythen auf den Zahn:
Legende Nummer 1: Ein Kredit lässt sich niemals rückgängig machen
Tatsächlich hält sich diese Legende bis heute tapfer. Die Auffassung ist, dass ein Kreditvertrag, sobald er unterschrieben wurde, keinesfalls von Kundenseite aufgelöst werden kann. Wer also ein Darlehen aufnimmt, der ist bis zum Ende der Laufzeit daran gebunden und hat keine Möglichkeiten, einzugreifen. Doch wie steht es um die Fakten?
- Widerrufsrecht – grundsätzlich besteht bei Kreditverträgen (und quasi allen anderen Verträgen, deren zentraler Bestandteil nicht sogleich genutzt wird) ein Widerrufsrecht. Dieses beläuft sich auf 14 Tage. Kreditnehmer können somit jeden Kredit mühelos kündigen, sofern sie sich innerhalb dieser Frist befinden. Es fallen keinerlei Kosten an, doch sollte ein Teilbetrag des Darlehens bereits ausgegeben worden sein, so ist dieser mit zurückzuzahlen.
- Kündigung – selbst nach der Widerrufsfrist ist ein Kreditvertrag nicht in Stein gemeißelt oder dem Kreditnehmer ans Bein gebunden. Der Unterschied ist nur, dass die Bank Strafgebühren verlangen kann, die sich den ihr entgehenden Zinsen anpassen.
Kostenlos lässt sich jeder Kredit binnen vierzehn Tagen nach Abschluss kündigen. Die Schriftform der Kündigung ist beizubehalten, auch muss die Rückzahlung sogleich erfolgen. Somit gilt für Kredite das, was auch für viele andere Geschäftsabschlüsse über das Internet gilt.
Anders sieht es hingegen bei einer vorzeitigen Kündigung aus. Hier sollte zwischen Verbraucherkrediten und Baufinanzierungen unterschieden werden. Bei einem Verbraucherkredit sind eine vorzeitige Rückzahlung und damit auch die Kündigung von Seiten des Kreditnehmers jederzeit möglich. Dafür werden im Normalfall allerdings Gebühren fällig. Der Gesetzgeber hat für die Vorfälligkeitsentschädigung vor einigen Jahren fixe Berechnungsgrundlagen festgelegt:
- Restzeit des Darlehens > 12 Monate = 1,0 % der Restschuld
- Restzeit des Darlehens < 12 Monate = 0,5 % der Restschuld
Es gibt heute viele Banken, die jederzeit eine kostenlose Rückzahlung eines Kredits ermöglichen. Das sollte bei einem Kreditvergleich berücksichtigt werden.
In Bezug auf Baufinanzierungen ist eine vorzeitige Kündigung nicht so einfach. Hier erlaubt der Gesetzgeber erst nach 10 Jahren ein Sonderkündigungsrecht mit einer Frist von 6 Monaten.
Legende Nummer 2: Mein Dispositionskredit ist der beste Kredit
In dieser Legende steckt ein Funken Wahrheit, doch nicht zu Gunsten des Kreditnehmers. Für Banken sind Dispokredite wahre Goldgruben, die keine Arbeit verursachen und vielfach dauerhafter Natur sind. Es hat schon seinen Grund, weshalb viele Girokonten direkt den Dispokredit beinhalten und dieser fraglos freigeschaltet wird.
Grundsätzlich ist der Dispokredit für den Nutzer höchst unkompliziert und sehr komfortabel. Wurde er freigeschaltet, steht er gleich und dauerhaft zur Verfügung und wartet praktisch darauf, vom Kontobesitzer genutzt zu werden. Doch in der Leichtigkeit liegt in diesem Fall keine Chance, sondern eine große Gefahr. Denn wer kennt es nicht, dass das Konto immer wieder in den Dispo gerät oder gar nicht mehr das Licht der schwarzen Zahlen erblickt? An diesem Punkt schließen sich die finsteren Wahrheiten rund um den Dispo an:
- Kosten – die Zinsen, die auf die Disponutzung erhoben werden, sind weitaus höher als bei anderen Kreditformen. Die wenigsten Verbraucher würden einen herkömmlichen Kredit zu einem Zinssatz von 9 Prozent und mehr aufnehmen. Seltsamerweise nutzen sie den Dispokredit dennoch. Dabei muss gesagt werden, dass eine kurze Nutzung kostentechnisch nicht ins Gewicht fällt. Wer den Dispo so verwendet, wie er eigentlich gedacht ist, der zahlt eventuell mal ein paar Cent. Dies liegt an der Tatsache, dass Dispo-Zinsen auf das Jahr gerechnet werden. Eine Nutzung von wenigen Tagen bedeutet also nur einen Bruchteil der jährlichen Zinszahlung. Wer allerdings dauerhaft ein Minuszeichen vor dem Kontostand sieht, der muss tief in die Tasche greifen.
- Ausgleich? – es müsste einfach sein, immerhin gleicht sich der Dispo mit jedem Geldeingang von selbst ganz oder teilweise aus. Allerdings zeigt die Realität, dass es ungemein schwerfällt, aus den roten Zahlen herauszukommen. Vielen Verbrauchern fällt es wesentlich einfacher, monatlich zum Tag X eine Rate zu bezahlen, als denselben Betrag als fiktive Rate auf den Dispokredit einzuzahlen.
- Gefährlich – gleichfalls scheint es so, als würde sich ein Dispokredit verselbstständigen. Der Kontostand orientiert sich immer weiter nach unten, bis der Gehaltseingang nicht mehr ausreicht, auch nur noch den Break-even zu erreichen. Geht das schon geliehene Geld zuneige und droht eine Dispoüberziehung, so ist Eile geboten. Denn die Bank kann theoretisch die sofortige Rückzahlung des überzogenen Betrages einfordern und auch den gesamten Dispo gleich kündigen. Nun müsste die gesamte Minussumme innerhalb einer kurzen Frist zurückgezahlt werden.
Wer sich dauerhaft im Dispo befindet, der sollte über einen echten Ratenkredit zur Dispoablöse nachdenken. Die Konditionen des Kredits sind wesentlich günstiger, zudem stellen künftige Geldeingänge auch wieder ein echtes Guthaben dar.
Legende Nummer 3: Verlockende Kreditangebote
Banken, egal ob Hausbanken oder Internetbanken, unterscheiden sich nicht von Händlern oder Autoverkäufern. Sie erstellen Angebote, um neue Kunden anzulocken und alte bei sich zu halten. Ohne Werbung funktioniert das nicht.
Rund um Kredite kennt jeder diese Angebote, die schon auf der Startseite des Online-Bankings, in den Filialfenstern oder auch anderenorts im Internet zu sehen sind: Die Kredite bieten schier unglaublich günstige Konditionen und sehen zu schön aus, um wahr zu sein. Aus gutem Grund wurden die Beispiele einst als »Schaufensterbeispiel« bezeichnet. Heute sind diese Angebote über das Gesetz zum repräsentativen Beispiel klar geregelt:
- Mehrheit – gesetzlich ist geregelt, dass das repräsentative Beispiel auf zwei Drittel der angesprochenen Kundengruppe zutreffen muss. Somit lässt sich das repräsentative Beispiel sozusagen als eine Angabe bezeichnen, die zumindest ansatzweise eine Art Durchschnittszinssatz für Kunden mit mittlerer Bonität aufzeigt. Trotzdem kann das eigene Angebot aufgrund der persönlichen Bonität am Ende von diesem Zinssatz abweichen.
- Worauf achten? – immer mehr Kreditangebote blenden zum Beispielzinssatz und dem Effektivzins auch eine Zinsspanne ein. Anhand dieser kann sich ein Verbraucher selbst einschätzen. Da nun der Höchstzinssatz (für Kunden, die gerade noch ein Darlehen erhalten) sowie der niedrigste Zins (für Kunden mit Top-Bonität) bekannt sind, lässt sich gemeinsam mit dem Durchschnittszinssatz aus dem repräsentativen Beispiel besser abschätzen, wie hoch die Kosten am Ende liegen könnten.
Die tatsächlichen Konditionen erhalten Kunden sowohl online als auch bei der Hausbank erst nach einer Kreditanfrage, die eine SCHUFA-Prüfung mit einbezieht. Da nun die Bonität mitbestimmt wird, in einigen Fällen auch die finanzielle Situation mit berücksichtigt wird, lässt sich der genaue Zinssatz bestimmen.
Dennoch ist das Musterbeispiel bei Kreditvergleichen eine große Hilfe: Ist das schon teurer als die der Konkurrenz, wird in vielen Fällen auch der eigene Kredit teurer werden.
Legende Nummer 4: Meine Bank hat den besten Kredit
Der Mythos ist weit verbreitet, doch kann er in das Reich der Sagen geschoben werden. Denn dank Online-Vergleiche können Kunden zwischen verschiedenen Kreditarten und Anbietern wählen. Auf diesem Weg lässt sich ein Großteil des Marktes abschätzen. So können Verbraucher am Ende die
wirklich günstigen Angebote erkennen. Es gilt aber:
- Vollständiger Vergleich – gerade bei höheren Kreditsummen sollten die Angebote der Hausbank mit in einen Vergleich einbezogen werden. So entwickelt sich ein komplettes Bild.
- Teils bessere Wahl – unter Umständen bietet die Hausbank einen leichteren Zugang zu Krediten. Wer Bonitätsprobleme hatte, wer selbstständig ist oder wer im mittleren Alter keine einzige Finanzierung vorzuweisen hat, der hat bei der Hausbank oft bessere Chancen. Sie kennt den Kunden, kann ihn einschätzen und notfalls lässt sich ihr auch simpel erklären, dass die Schufa die Kreditwürdigkeit als nicht bewertbar einstuft, weil bislang weder ein Auto noch ein Darlehen finanziert wurde.
Legende Nummer 5: Die Schufa hat das letzte Wort
Das ist ein grundlegender Irrtum. Über die Kreditvergabe entscheiden ausschließlich die Bank und man selbst. Über die SCHUFA wird zwar eine Bonitätsauskunft eingeholt, doch gibt diese nur einen Punktwert, der auf den bisherigen Vertragsinformationen des jeweiligen Verbrauchers fußt. Wer negative Einträge aufweist, dem wird die Kreditaufnahme schwerfallen, weil Banken klare Vorgaben für sich haben. Im Regelfall legen Banken intern fest, mit welchen Bonitätswerten sie kredittechnisch arbeiten.
Wobei auch hier gilt, dass die Darlehenssumme mitentscheidet. Es ist stets einfacher, einen Kredit über 2.500 Euro aufzunehmen als einen über 25.000 Euro. Und zuletzt kommt es auf die Kreditart an. Ein Autokredit über 25.000 Euro ist meist möglich, ein frei verwendbares Darlehen ohne Gegenwert hingegen nicht.
Grundsätzlich ist es ratsam, einmal jährlich eine Datenauskunft bei der SCHUFA einzuholen und eventuell auch in die ausführliche Auskunft zu investieren. Teilweise geschehen bei der Eintragung Fehler oder Daten, die schon gelöscht worden sein sollten, stehen noch drin. Entsprechende Irrtümer lassen sich im Normalfall schnell ausbügeln, jedoch müssen diese dafür erst einmal bekannt sein. Genau aus dem Grund sollten Verbraucher ihre eigenen Bonitätsdaten in regelmäßigen Abständen prüfen.
Fazit: in manchen Mythen steckt ein Funken Wahrheit
Annahmen über Kredite beruhen nicht selten auf Geschichten, Missverständnissen und Unklarheiten. Das Widerrufsrecht zeigt das sehr gut, denn die Zinsbindungsphase wird von vielen als genereller Kündigungsstopp verstanden. Auch speichert die Schufa nur die Daten, die unweigerlich vom Verbraucher geliefert werden.
Wichtig ist, bei jeder Kreditaufnahme einen Vergleich durchzuführen, denn eines ist sicherlich kein Mythos: Niemand muss sich heute mit einem schlechten Angebot zufriedengeben, weil es keine Alternativen gibt. Nur der Dispositionskredit sollte für längerfristige Finanzierungen keine wirkliche Alternative sein.
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