Nachholbedarf?

Dispozinsen im Vergleich zu Krediten in den letzten Jahren kaum gesunken

Während Leitzinsen gesenkt und die Höhe der Zinsen bei Ratenkrediten dadurch aus Verbrauchersicht positiv beeinflusst wird, ändert sich seit Jahren bei den Dispozinsen kaum etwas. Kein Wunder: Denn bei der Festlegung der Dispozinsen haben die Banken Freiräume. Es bietet sich daher an, die Dispokredite näher zu beleuchten und Alternativen zum Überziehen des Kontos zu erörtern.

Bild: unsplash.com/Floriane Vita

Bereits seit eh und je: Dispozinsen sind zu meiden

Unabhängig von der Entwicklung der Dispozinsen gilt ohnehin bereits seit eh und je: Dispozinsen sollte gemieden werden. Grund hierfür ist die Höhe der Zinsen. Die geringsten Zinssätze beginnen ab rund 6 Prozent aufwärts. In seltenen Fällen und nur bei Konten mit speziellen Auflagen fallen die Dispozinsen geringer aus. Entsprechende Konten sind aber entweder teurer oder lediglich für bestimmte Personengruppen gedacht.

Es fällt auf, dass es angesichts der hohen Dispozinsen sinnvoller wäre, einen schnellen Kredit aufzunehmen und das Konto aus den roten Zahlen zu holen. Die Aufnahme eines Kredits bietet mehrere Vorteile:

  • Zinsen sind geringer
  • es können mehr finanzielle Mittel erlangt werden
  • mehrere Schulden und das überzogene Konto können durch einen Kredit abgelöst werden

Ob zu einer Umschuldung oder nur zum Ausgleich des eigenen Kontos – angesichts der geringeren Zinssätze sind Kredite zurzeit eine populäre Variante, um die eigenen Finanzen zu sanieren. Anstelle mehrerer Schulden, die man einzeln tilgen und bürokratisch managen muss, ist ein einziger Kredit, der im Rahmen des Plans bzw. Vertrags abbezahlt wird, sinnvoll. Er bietet die Chance, von Grund auf die eigenen Finanzen zu sanieren. Dabei entsteht kaum ein bürokratischer Aufwand, weil der Kredit bei einem Geldinstitut beantragt wird.

Wieso unterscheiden sich Dispo- und Kreditzinsen in ihrer Höhe?

Mit den Dispokrediten ist für Banken ein höheres Risiko als bei Ratenkrediten verbunden.

Im Gegensatz zu den Kreditzinsen richtet sich die Höhe für Dispozinsen nicht nach dem allgemeinen Zinsniveau, wie beispielsweise den Leitzinsen der Europäischen Zentralbank. Der Dispokredit ist eine besondere Art von Kredit: Er ist nicht geplant. Damit einher gehen für die Bank mehrere Unsicherheiten.

Innerhalb der Kreditlinie eines Dispokredits verfügt der Verbraucher jederzeit flexibel über sein Geld, wobei die Bank nicht weiß, wann er den Kredit in Anspruch nimmt. Somit muss die Bank die vereinbarte Kreditlinie für den Dispozins jederzeit bereithalten. Folglich kann sie mit dem Geld nicht arbeiten. Da zeitgleich im Laufe der Jahrzehnte die regulatorischen Vorgaben für Dispokredite gestiegen sind, entstanden zusätzliche Kosten für die Banken, die sie an den Verbraucher weitergeben. All diese Aspekte führen dazu, dass ein Dispokredit teurer ist als ein geplanter Verbraucherkredit.

Nachteile für Verbraucher, die Dispozinsen zahlen müssen

Für den Verbraucher ergeben sich neben der bloßen Höhe der Dispozinsen folgende Nachteile:

  • Eine Angewöhnung an den Dispokredit kann dazu führen, dass er regelmäßig in Anspruch genommen wird, was unnötige finanzielle Verluste bereitet.
  • Das Wirtschaften über die eigenen finanziellen Möglichkeiten hinaus kann sich kurz- oder langfristig verstärken, sodass die Kreditlinie irgendwann überschritten werden muss.
  • Die Bank darf die Rückführung des Kredits jederzeit in einer Frist fordern, die für den Verbraucher angemessen ist, wie z. B. bei einer Verschlechterung der Einkommensverhältnisse.

All diese Punkte haben das Potenzial, Verbraucher in eine Art Teufelskreis zu führen. Dieser Teufelskreis zunehmender Schulden und nicht vorhandener Liquidität zur Rückzahlung kann in den finanziellen Ruin führen. Selbst, wenn die Rückzahlung immer wieder möglich ist, entstehen durch den Dispokredit unnötig hohe Zinszahlungen und somit finanzielle Verluste. Außerdem ist das Sparen unter diesen Bedingungen kaum möglich.

Kreditaufnahme als Lösung

Anstelle eines Dispokredits bieten sich Ratenkredite an. Sie sind der Schlüssel zu einer finanziell sinnvollen Umschuldung. Zudem bieten sie finanzielle Flexibilität. Denn wer nicht nur das Konto ausgleichen, sondern noch mehr Kapital für unmittelbare Liquidität haben möchte, kann mit dem Ratenkredit diese Ziele erreichen. Auch das renommierte Institut Stiftung Warentest rät im aktuellen Test zu der Aufnahme eines Ratenkredits. Dieser sei eine gute Alternative zur dauerhaften Inanspruchnahme des Dispos.

Vor der Aufnahme eines Ratenkredits bietet sich zudem ein Kontenwechsel zu einer Bank an, die möglichst geringe Dispozinsen hat. Sollte es mit den eigenen Vorstellungen von Banking vereinbar sein, gibt es mehrere Online-Banken, die sogar Dispokredite mit 0 % Zinsen anbieten.

Entwicklung der Dispozinsen: Wieso änderte sich in den letzteren Jahren nichts?

Die Dispozinsen sind in den letzten Jahren kaum gesunken, weil die Banken bei der Vergabe von Dispokrediten nicht an die allgemeine Zinspolitik gebunden sind. Wenn also die Leitzinsen infolge einer Niedrigzinspolitik gesenkt werden, dann betrifft es sehr wohl die Ratenkredite, aber nicht die Dispokredite. Diese werden von Banken weitestgehend selbst festgelegt. Ohne externe Anreize kommt es nicht zu Veränderungen.

Über externe Reize wurde in der Politik diskutiert. Anfang 2019 noch kursierte die Debatte, die Dispozinsen zu deckeln. Während die Linken, die SPD und die Grünen diesen Vorschlag akzeptierten, stemmte sich die Union dagegen. Dementsprechend ist es noch zu keiner Deckelung gekommen. Seit 2016 gibt es immerhin eine gesetzliche Auflage: Banken müssen auf ihrer Website und – falls vorhanden – in Filialen vor Ort auf die Höhe der Dispozinsen verweisen. Dieser eine externe Anreiz verschafft dem Verbraucher mehr Transparenz.

Einer Studie von Dick, Knobloch et al. (2012) vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH zufolge, nutzen vor allem diejenigen Personen die Dispokredite, die finanziell wenig aufgeklärt sind und die wenig verdienen. Insbesondere diese Personengruppen gilt es, zu fördern und aufzuklären, damit Konten ausgeglichen und Geld zum Sparen langfristig gut in ETFs auf den DAX oder andere Indizes angelegt werden können.

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